Montabaur/Muldentalkreis,

Hochwassereinsatz an Mulde, Elbe und Müglitz

In den späten Abendstunden des Montag sind die letzten fünf Montabaurer THW'ler nach circa 550 km vom Hochwassereinsatz in den Westerwald zurück gekehrt. Letzten Mittwoch erfolgte eine weitere Alarmierung des Ortsverbandes Montabaur. Einsatzort: Dippoldiswalde, Einsatzauftrag: Verpflegung von ca. 250 Einsatzkräften ab Freitag, 30.08.2002.
Abstützen eines Gebäudes in Grimma (Foto: THW Montabaur)

Abstützen eines Gebäudes in Grimma (Foto: THW Montabaur)

In den späten Abendstunden des Montag sind die letzten fünf Montabaurer THWler nach circa 550 km vom Hochwassereinsatz in den Westerwald zurückgekehrt. Letzten Mittwoch erfolgte eine weitere Alarmierung des Ortsverbandes Montabaur. Einsatzort: Dippoldiswalde, Einsatzauftrag: Verpflegung von ca. 250 Einsatzkräften ab Freitag, 30.08.2002. Am Donnerstag, 29.08.2002 um 12:15 Uhr rückten die fünf Helfer um Einsatzleiter Stefan Spitzhorn aus, ihren Einsatzort erreichten sie um ca. 21:15 Uhr. Besondere Bedingungen waren es schon, so THWler Uwe Schmidt, denn unseren täglichen Bedarf von circa 500 Litern Wasser konnten wir nicht einfach aus der Leitung nehmen. Das dortige Wasser erreichte keine Trinkwasserqualität, so wurden wir aus der THW-eigenen Trinkwasseraufbereitungsanlage (TWAA) mit qualitativ hochwertigem Wasser versorgt.Ihre Arbeit haben sie gut gemacht, denn sie wurden bald mit "Hotel Montabaur" angesprochen. In Spitzenzeiten, so THWler Mario Fuchs, verpflegten wir circa 350 Personen, denn die Verpflegung der Kräfte vor Ort wurde bald ausgedehnt auf das umliegende Gebiet. Ungefähr 2.500 Brötchen, circa 1.500 Eier und 0,5 Tonnen an diversen Lebensmitteln "verarbeiteten" die THWler. Trotzdem war dies ein kleiner Einsatz für uns, so Stefan Spitzhorn, denn unsere vorhandenen Kapazitäten sind ausgelegt für die Verpflegung von bis zu 1.000 Personen.

Über 4.500 Einsatzstunden haben die Montabaurer THWler insgesamt im Katastrophengebiet geleistet. Und diese Hilfe, so die einhellige Meinung aller HelferInnen, hat den Opfern gezeigt, dass sie in ihrer Not nicht alleine sind. Und hat den betroffenen Menschen, so THWler Ingolf Kärst, wieder ein bisschen Mut in ihrer großen Verzweiflung gegeben. "Wir machen weiter" steht auf vielen Transparenten geschrieben.

Auch die anderen THWlerInnen aus Montabaur haben großes Lob und Anerkennung für ihre Arbeit von den Hochwasseropfern und von verschiedenen Stellen erhalten. Ihr seid unsere blauen Engel, so die Aussage einer Anwohnerin aus Grimma. Die erste Truppe war am Freitag, 23.08. nach 6 Tagen aus dem Einsatzgebiet Grimma/Eilenburg zurückgekehrt: Die 19.000 Einwohner zählende Stadt Grimma, einst als Perle Sachsens bezeichnet, wurde von den Wassermassen der Mulde schlimm in Mitleidenschaft gezogen. Die Deiche brachen, die Brühe schoss über die Stadtmauer hinweg und durch die engen Gassen der Altstadt. Das Wasser stand teilweise bis ins zweite Stockwerk der größtenteils mit Lehmziegeln gebauten Fachwerkhäuser. Der Pegelstand lag bei 9,10 m, normal sind 2,50 m. Die 22 THWler aus Montabaur und Bendorf waren vor Ort mit der Abstützung/Gebäudesicherung betraut. Insgesamt 70 Gebäude wurden nach Sichtung der Behörden von den Helfern abgestützt. 45 Objekte wurden nach Rücksprache mit den Statikern zum Abbruch freigegeben, vorher aber abgestützt, um einen unkontrollierten Einsturz zu verhindern, so THW-Bauexperte Arno Vetter. Auch andere Hilfsgesuche wie beispielsweise das Herstellen einer kurzzeitigen Stromversorgung, das Räumen von Möbeln oder der Eigentumssicherung in Zusammenarbeit mit der Polizei wurden erledigt, so THWler Daniel Fasel.

Im 35 Kilometer entfernten Eilenburg waren insgesamt 10 THW-Helfer aus Montabaur zu Pumparbeiten eingesetzt. Auch hier bot sich den Helfern ein Bild des Grauens. Eigentlich wurden sie nicht richtig und zu spät über die nahende Flutwelle informiert, so die einhellige Meinung der Eilenburger Bevölkerung. Wir hatten nur wenige Stunden Zeit, unser Hab und Gut und auch uns selber in Sicherheit zu bringen. Die Zeit war zu knapp, und in der Folge sind jetzt überaus große materielle Schäden zu verzeichnen. Der Pegelstand erreichte hier 6,60 m. Mit einer Gesamtpumpleistung von 24.000 Litern/min pumpten die THWler Straßenzüge leer, pumpten die Kanalisation frei und anschließend die Keller der Häuser. Einen zeitweiligen Stillstand unserer Pumpaktivitäten mussten wir dabei in Kauf nehmen, so Daniela Piroth: Da der Grundwasserspiegel in vielen Stadtteilen noch zu hoch war, wurde von der Baubehörde für Gebäudepumparbeiten ein Stop verordnet, um keine negativen Auswirkungen auf die Gebäudestatik und -substanz zu riskieren. Nach 8 Stunden wurde wieder Entwarnung gegeben. Außerdem transportierten sie noch Sandsäcke, erledigten Versorgungsfahrten und sorgten für die Kraftstoffversorgung der diversen Stromaggregate im Stadtgebiet.

Während 12 Helfer dann den Weg heim in den Westerwald antraten, verlagerten die verbleibenden Helfer um THWler Alois Hoffmann ihren Einsatzort nach Riesa. In Montabaur angekommen, stand die Ablösemannschaft schon bereit und machte sich erneut auf den Weg ins ca. 500 km entfernte Katastrophengebiet. Auch hier waren sie mit Pumparbeiten betraut. Erst einmal galt es im nahegelegenen Ort Promnitz Straßenzüge und Keller leer zu pumpen. Ab Dienstag übernahmen die Helfer Pumparbeiten an einer zweispurigen Zufahrtsstraße nach Riesa, die ebenso wie ein nahegelegenes Feld von den Wassermassen der Elbe überflutet war und auch hier ein Bild der Verwüstung zurück ließen. Die gewaltige Kraft des Wassers ließ sogar zwei Eisenbahnbrücken einstürzen. Zusammen mit den Ortsverbänden Bendorf, Ellwangen und Arnsberg und einer Pumpleistung von ca. 100.000 Litern pro Minute wurden sie auch hier den Wassermassen Herr. Im Anschluss wurden Gebäudekeller ausgepumpt. Ebenso installierten sie eine Schlauchbrücke mittels eines Gerüstes, das über die Straße gebaut war und so die Beschädigung der Schläuche vermeiden hilft.

Eine weitere Gruppe mit 13 THWlern aus Montabaur war ab Sonntag, 25.08.2002 eine Woche in Magdeburg zur Verpflegung eingesetzt. Auf dem Magdeburger Flughafen haben sie ihre Zelte aufgeschlagen und am dortigen Stützpunkt mit ihrer Feldküche für insgesamt 1.500 Helferinnen und Helfer gekocht. In Spitzenzeiten, so THW-Koch Dirk Günster, waren es sogar 1.800 Mahlzeiten, die es zuzubereiten galt. Zur Bewältigung dieser Aufgabe hatten die Montabaurer Unterstützung von fünf Helfern des Ortsverbandes Freisen erhalten. Wir arbeiteten im Zwei-Schicht-Betrieb, so THWler Christian Betz, um dies logistisch alles zu bewältigen. 2.000 kg Fleisch waren es, die insgesamt verarbeitet wurden. Ihr Debüt gaben die Montabaurer am Dienstag Abend: Und sie erhielten tosenden Beifall von den HelferInnen. Auf dem Speiseplan stand u.a. Chili con Carne und sogar die Vegetarier, so Christian Daum, kamen mit einer China-Pfanne auf ihre Kosten. Das war ein besonderes Erlebnis, eine Herausforderung, so THWler Dirk Günster. Diese Massen hatte er bis dato noch nicht verarbeitet. Es hat aber geklappt, denn zum Abschied gab es Standing Ovations.


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