Exportschlager Ehrenamt: Ausbildung tunesischer Katastrophenschützer durch das THW - Marc Winzen vom THW Montabaur als Ausbilder mit von der Partie

Die Zusammenarbeit des THW mit der tunesischen Katastrophenschutzbehörde ONPC (Office Nationale de la Protection Civile) ist inzwischen eine echte Erfolgsgeschichte: Bereits vier Mal wurden tunesische Katastrophenschützer in Deutschland von THW`lerInnen ausgebildet, zuletzt waren 27 Tunesier – ehemalige Armeeangehörige - im Ortsverband Germersheim zu Gast. Die Tunesier bilden dann ihrerseits ehrenamtliche HelferInnen in ihrem Heimatland aus (Multiplikatorausbildung).

Die tunesischen Katastrophenschützer mit den THW-Kameraden in Germersheim (Foto: THW)

Während ihres zweiwöchigen Aufenthaltes in Deutschland durchliefen die Katastrophenschützer eine an tunesische Verhältnisse angepasste THW-Grundausbildung. Ausbildungsinhalte hierbei waren  z.B. die Gesteinsbearbeitung mit Trennschleifer und Bohrhammer, Holz- und Metallbearbeitung aber auch Kenntnisse im Hochwasserschutz und der Deichverteidigung. Neben diesen praktischen Elementen standen Schulungen in den Bereichen Arbeitssicherheit, Verhalten an der Einsatzstelle sowie „Führung und Kommunikation im Einsatz“ auf dem Ausbildungsplan.

Letzen Monat ging es für die sechs THW-Ausbilder dann eine Woche nach Tunesien, um die Ausbildung der Ehrenamtlichen vor Ort zu begleiten. Die Ausbildung wurde in der Regionaldirektion des ONPC in Ben Arous/Tunis durchgeführt.

Mit von der Partie als Ausbilder war auch der Montabaurer THW`ler Marc Winzen. „Die Ausbildung der tunesischen Kameraden hier in Deutschland war ja schon etwas Besonderes, aber die Arbeit vor Ort in Tunesien hat mich beeindruckt und war eine große Herausforderung, wenn auch sehr anstrengend“, so der 26-jährige Montabaurer THW-Experte Marc Winzen.

Seinen Einsatzauftrag erhielt Winzen direkt von der THW-Leitung in Bonn. „Die tunesischen Kameraden kannten wir ja bereits von deren Grundausbildung in Germersheim, nun begleiteten wir deren Arbeit und unterstützen sie bei der  Ausbildung der circa 100 ehrenamtlichen HelferInnen vor Ort, so Winzen weiter.

„Für die Vorbereitung und die Verteilung des Equipments benötigten wir zwei ein halb Tage und für die spezialisierte Fachausbildung in drei Durchläufen als rotierende Stationsausbildung jeweils 1 ½ Tage. Lehrinhalte waren z.B. die Gebäudeabstützung mittels EGS-System, Sandsackmanagement oder die Rettung von Personen aus Fahrzeugen. Wobei die letztere Station von mir betreut wurde. Unsere „Auszubildenden“ waren sehr nett und hilfsbereit, überaus wissbegierig und in ihrer Arbeitsweise sehr genau“, schwärmt Winzen.

Obwohl unsere Tage sehr lang anstrengend waren, hat die Arbeit sehr viel Spaß gemacht. Um 6:30 Uhr morgens begann unser Tag, zu unserem Ausbildungsstandort mussten wir circa eine dreiviertel Stunde fahren und die Ausbildung dauerte abends bis circa 20:00 Uhr. Und das bei ungefähr 25 Grad Celsius.

Unsere Ausbildungsunterlagen erstellten wir selber, natürlich in Abstimmung mit der THW-Leitung. Unterstützung erhielten wir außerdem von drei Studentinnen und Studenten aus Mainz, die als Dolmetscher in Französisch und Arabisch fungierten“ erzählt Marc Winzen weiter.

„In Tunesien“, so erzählt Mongi Kashi, Pressesprecher des tunesischen Zivilschutzes, „gab es früher kein Ehrenamt. Tunesien befindet sich aber derzeit im Wandel. Die Revolution 2010/2011 hat ihre Spuren hinterlassen. Im Zuge einer Neuorganisation soll in Zusammenarbeit mit dem THW der Zivilschutz aufgebaut werden. Es meldeten sich viele Ehrenamtliche. Es haben sich zehnmal mehr Menschen gemeldet, als wir erwartet haben“, sagt Kashi. „Unter den 6000 Freiwilligen sind auch 13 Prozent Frauen“, so Kashi weiter.
Der 26-jährige Marc Winzen ist mit 13 Jahren in die Montabaurer THW-Jugend eingetreten. Seit zwei ein halb Jahren ist er Mitglied in der SEEBA (Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland), einer Spezialeinheit innerhalb des THW.

Info:

Die Bundesregierung hat mit der Republik Tunesien eine Transformationspartnerschaft zur Unterstützung des Demokratisierungsprozesses geschlossen. Mitte 2012 wurde die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) per Erlass vom Bundesinnenministerium (BMI) damit beauftragt, Tunesien bei der Etablierung von ehrenamtlichen Strukturen im tunesischen Bevölkerungsschutz zu unterstützen. Für 2014 wurde das THW im Rahmen von zwei Zuweisungen des Auswärtigen Amtes (TUN AA03 und TUN AA04) mit der Fortführung der erfolgreich begonnenen Maßnahmen zunächst bis Ende 2014 beauftragt. Projektinhalt von TUN AA03 war die Fortsetzung der Ausbildung der tunesischen ehrenamtlichen HelferInnen in Form einer spezialisierten Fachausbildung, die sich u.a. an regionale Einsatzschwerpunkte der tunesischen Zivilschutzbehörde ONPC (Office Nationale de la Protection Civile) orientiert. Zusätzlich wird das ONPC vom Technischen Hilfswerk (THW) durch die Beschaffung und Lieferung von Werkzeugen, Maschinen und Ausstattung für den Einsatz vor Ort unterstützt. Damit dieses Material auch zu künftigen Einsatzstellen transportiert werden kann, wurden vom THW bis dato mehr als 60 ausgesonderte THW-Fahrzeuge in die Hände der tunesischen Katastrophenschützer übergeben. Mittlerweile sind mehr als 700 Männer und Frauen ehrenamtlich im tunesischen Bevölkerungsschutz aktiv.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger, die sich für ein ehrenamtliches Engagement beim THW interessieren, können sich beim THW Montabaur am Horresser Berg 20, Tel.-Nr. 0 26 02 / 1 65 77 melden oder einfach dort vorbei kommen.

Die Ausbildungsabende sind jeweils dienstags von 19.30 bis 22.30 Uhr.

Wer sich zudem nach seinem aktiven Berufsleben ehrenamtlich engagieren möchte, ist ebenfalls willkommen. 

Infos über die weiteren Einsätze und Aktivitäten sind auf der Internetseite des THW Montabaur unter www.thw-montabaur.de zu finden.


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